Auf der zweiten Etappe des Mini-Transat EuroChef wird wie an der Börse gehandelt: Die Skipper und Skipperinnen haben den rund 2700 Seemeilen langen Kurs von Les Sables d’Olonne nach Guadeloupe extrem unterschiedlich interpretiert. Die einen blieben während des ersten Etappen-Drittels der Ideallinie nah und sind daher – nach dem ersten Drittel der Strecke – vorerst die Gewinner in diesem Rennen über den Atlantik. Dazu gehören die seit Tagen in der Serienboot-Spitzengruppe segelnden Melwin Fink („SignForCom“) und Lennart Burke („Vorpommern“). Am Donnerstagmorgen folgt der erste 19 Jahre alte Melwin Fink das Feld als jüngster Teilnehmer sogar an. Lennart Burke liegt auf einem starken fünften Rang. Inzwischen aber hat sich ihr Tempo verlangsamt, weil sie in leichtere Winde geraten sind. Teile der Konkurrenz haben indessen extrem in „Süd-Aktien“investiert. Dadurch verloren sie zunächst enorm an Borden. Bestes Beispiel dafür ist der Österreicher Christian Kargl, der dafür nach knapp einer Woche auf See mit 122 Seemeilen auf Fink als aktuell 47. hart bestraft wurde. Doch langsam wendet sich das Blatt wie von vielen Experten vorhergesagt an: Während die Führungsgruppe nur noch mit Geschwindigkeiten von viereinhalb bis sechseinhalb Knoten unterwegs ist, wird nun im Süden Druck mit Bootsgeschwindigkeiten von sieben, acht Knoten gemacht.
Alexis Courcoux / Mini-Transat EuroChef 2021
Alexis Courcoux / Mini-Transat EuroChef 2021
Hatte sich etwas eher als Melwin Fink südlich orientiert: „Vorpommern“-Skipper Lennart Burke kämpft in der Spitzengruppe um möglichst eine starke Top-Ten-Platzierung
Die 250 (!) Seemeilen, die Spitzenreiter Melwin Fink am Donnerstagmorgen von Christian Kargl trennten, bedeuteten einen ganz erheblichen Unterschied in den Segelbedingungen. Fink segelte in 4,8 Knoten Wind, Kargl in mehr als zehn Knoten. Der Mini-Transat-Tracker zeigt gut, wie sehr inzwischen auch die Spitzenreiter im Norden bemüht sind, ihre Bugspitzen nach Süden zu drücken, um dem der flauen Zone entlang der Ideallinie zu entkommen. Ihre Reaktion könnte zu spät gekommen sein, doch der Ausgang des Wettstrebens, das heißt alle Miniisten nach Westen in Richtunmg Ziellinie vor Guadeloupe führen müssen, bleibt spannend. Die wichtigsten Fragen: Reicht den Süd-Nachzüglern der aktuellen möglichen Spurt zum Vorbeiziehen an den führenden Booten? Wie groß wird die DVD sein, die Kargl und Co. einstreichen können? Wie groß die Verluste, die Fink, Burke und Co. einstecken müssen?
Mini-Transat EuroChef 2021 / Screenshot-Tracker
Mini-Transat EuroChef 2021 / Screenshot-Tracker
Können Kargl und Co. nach längerer Durststrecke jetzt Kapital aus ihrer südlichen schlagen? Die Windbedingungen deuten aktuell und auch in der 48-Stunden-Prognose darauf hin
Mini-Transat EuroChef 2021 / Screenshot-Tracker
Mini-Transat EuroChef 2021 / Screenshot-Tracker
Dieser Screenshot zeigt Melwin Finks eher nördliche Position in der breit gefächerten Flotte. Wie die anderen in der Spitzengruppe, versuchte auch der 19-jährige „SignForCom“-Skipper am Donnerstag, der flauen Zone rund um die ideale Kurslinie zu entgehen
In der Proto-Flotte herrscht ein vergleichbares Szenario: Der Franzose François Champion („Porsche Taycan“) führt seine Flotte in ähnlicher Position wie Melwin Fink an. Doch ob Champion bei nur noch fünfeinhalb Knoten Bootsgeschwindkeit ein Glückspilz bleibt, muss abgewartet werden, denn Konkurrenten wie Fabio Muzzolini, Tanguy Bouroullec, Pierre Le Roy und ganz im Süden die mutige Irina Gracheva auf „Path“ profitieren von doppelt so starken Winden und Preschen mit Bootsgeschwindigkeiten von mehr als acht Knoten wie auf der Autobahn voran. Erst etwa mittig des Atlantiks etwa werden die Nord- und die Südboote voraussichtlich wieder Bug an Bug in vergleichbaren Winden segeln, wenn sie ihre aktuellen Kurse beibehalten. Bis ins Ziel hatte Proto-Spitzenreiter Champion am Donnerstagmorgen noch knapp 1700, Serienboot-Anführer Melwin Fink noch knapp 1800 Seemeilen zu absolvieren.
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Quelle: www.yacht.de